Der Wiederaufbau der Perlenkette in Heiligendamm – Teil 3: Die Villa Möwe

Die ECH von Anno August Jagdfeld restauriert die sogenannte Perlenkette in Heiligendamm. Im dritten Teil unserer Serie über die Logiervillen geht es um die Villa Möwe. Die Instandsetzung erfolgt streng nach historischen Vorgaben. Nach der aufwändigen und detailgetreuen Sanierung soll das Haus wieder in seiner alten Pracht erstrahlen.

Die ECH von Anno August Jagdfeld restauriert die sogenannte Perlenkette in Heiligendamm. Im dritten Teil unserer Serie über die Logiervillen geht es um die Villa Möwe. Die Instandsetzung erfolgt streng nach historischen Vorgaben. Nach der aufwändigen und detailgetreuen Sanierung soll das Haus wieder in seiner alten Pracht erstrahlen.

Nach dem Wiederaufbau durch die ECH soll die Villa Möwe (vorne) wieder in altem Glanz erstrahlen – und exakt so aussehen, wie Großherzog Friedrich Franz II. sie einst in Heiligendamm bauen ließ. Foto: jagdfeld design Berlin
Nach dem Wiederaufbau durch die ECH soll die Villa Möwe (vorne) wieder in altem Glanz erstrahlen – und exakt so aussehen, wie Großherzog Friedrich Franz II. sie einst in Heiligendamm bauen ließ. Foto: jagdfeld design Berlin

Die Villenreihe am Heiligen Damm sollte nicht einheitliche Geschlossenheit zeigen, sondern ein abwechslungsreiches, pittoreskes Bildes ergeben – so die erklärte Absicht von Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin. Folglich sollten verschiedene Architekten ihre Ideen einbringen.

Nachdem die Häuser Perle und Greif nach dem Gesamtplan des Hofarchitekten W. Stern entstanden waren, baute der Architekt A. Rathsagg mit dem Logierhaus Möwe 1855/56 die dritte Villa der Perlenkette. Das Logierhaus setzt sich aus zwei giebelständigen, dreigeschossigen Bauteilen und einem sehr schmalen, zweigeschossigen Mitteltrakt zusammen.

Zum florierenden Seetourismus war im 19. Jahrhundert der Hochgebirgstourismus hinzugekommen. Rathsagg suchte seine Vorbilder daher nicht mehr allein in der italienischen Renaissance, sondern wandte sich auch den populär gewordenen alpenländischen Landhäusern zu. Dort prägt der Holzbau, abgeleitet aus der Volksarchitektur, das Erscheinungsbild vergleichbarer Gebäude. Rathsagg kopierte die ländliche Volksarchitektur aber nicht einfach. Vielmehr übernahm er nur bestimmte Formcharakteristika – etwa den flachen Giebel oder die lang gestreckten Balkone und Holzverzierungen.

Überrascht auch auf der Rückseite: Die „Villa Möwe“ (vorne), daneben die „Villa Greif“. Foto: jagdfeld design Berlin
Überrascht auch auf der Rückseite: Die „Villa Möwe“ (vorne), daneben die „Villa Greif“. Foto: jagdfeld design Berlin

Bei der Villa Möwe überspannten filigrane Holzornamente die Giebel und Balkone des Doppelgiebelhauses. Die Turmaufbauten zeigten bewusst ihre Fachwerkkonstruktion. In den aufstrebenden Badeorten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden ähnliche Bauten bald an der gesamten Ostseeküste. Als Ferienhaus zählt die „Villa Möwe“ zu den ersten großartigen Beispielen dieser Art.

Bereits nach wenigen Jahren verfielen die feingliedrigen Holzteile jedoch. Das Haus war so bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts seines Schmuckes entkleidet. Eines der wenigen überlieferten Fotos der Südseiten der Logierhäuser belegt, dass die „Villa Möwe“ noch während der Zeit des Zweiten Weltkriegs auf der Südseite überdachte Balkone hatte. Spätestens mit dem Abbruch der Türme während der Sanierungen in den 1950er Jahren und dem Einbau neuer Fenster verlor es gänzlich den Charme eines ehemaligen herausragenden Beispiels der Bäderarchitektur.

Dennoch wird die ECH keinen Aufwand scheuen und der „Villa Möwe“ wieder ihren alten Glanz verleihen – und das Logierhaus samt Wänden, Fenstern und Türen sowie allen Fassadenschmuckdetails wie Geländern, Gesimsen, Bossierungen und Schmuckkaminen in sein ursprüngliches Erscheinungsbild versetzen. Großherzog Friedrich Franz II. würde stolz sein und von höchstem Komfort und modernster Technik schwärmen, die es damals natürlich nicht gab.

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