Der Wiederaufbau der Perlenkette in Heiligendamm – Teil 5: Die Villa Schwan

Architektonische Sünden, geschädigte Bausubstanz – vom einst „schönen Schwan“ ist nur noch ein „hässliches Entlein“ übrig geblieben. Die ECH von Anno August Jagdfeld will die Villa Schwan aber nach historischem Vorbild in ihrer alten Pracht von 1860 neu erstrahlen lassen.

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Architektonische Sünden, geschädigte Bausubstanz – vom einst „schönen Schwan“ ist nur noch ein „hässliches Entlein“ übrig geblieben. Die ECH von Anno August Jagdfeld will die Villa Schwan aber nach historischem Vorbild in ihrer alten Pracht von 1860 neu erstrahlen lassen.

Großherzog Friedrich Franz I. hatte den Grundstein für das älteste deutsche Seebad gelegt und sich damit ein Denkmal gesetzt.  Sein Urenkel, der Romantiker Großherzog Friedrich Franz II., trieb den Ausbau an der Küste Heiligendamms voran und schuf das berühmte Gebäude-Ensemble „Perlenkette“. Im fünften Teil unserer Serie widmen wir uns dem Haus Schwan, einer einst mediterranen Schönheit.

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Die ECH will die Villa Schwan nach historischem Vorbild restaurieren. Foto: Jagdfeld Design Berlin

Nur wenige Jahre nach Errichtung der ersten Logierhäuser, etwa um das Jahr 1860, entstand die geräumige Strandvilla. Die in dem zweigeschossigen Gebäude untergebrachten Familien, oftmals pensionierte Hofangestellte mit ihren Angehörigen, sollten es gut haben – so hatte es der Großherzog angeordnet. Dementsprechend großzügig gestalteten die Architekten den Grundriss: Jede Etage besaß zwei geräumige Wohnungen mit einer Wohnfläche von jeweils rund 300 Quadratmetern. Ebenso wie bereits beim Haus Greif entliehen sich die herzoglichen Baumeister auch bei der Konstruktion der Villa Schwan Elemente aus dem mediterranen Baustil. Die Loggien und Erker zierten Motive venezianischer Palazzi des 14. und 15. Jahrhunderts.

Doch leider sind auch dem Haus Schwan spätere bauliche Sünden nicht erspart geblieben. Die einst schmuckreiche, mediterrane Villa ist heute vollständig ihres ursprünglichen Charakters beraubt. Der Vergleich mit alten Fotos und Zeichnungen schmerzt: Der mittig angeordnete und völlig maßstabslose Giebel zerstört die Spannung der ursprünglichen Proportionen. Die feingliedrigen Rundbogenfenster, längst ihrer filigranen Details entledigt, sind regelrecht zu reinen Löchern in der Fassade verkommen.

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Auf historischen Fotos sieht man die Villa Schwan noch weitgehend in ihrem Originalzustand. Foto: Archiv Rochow

Wie bei allen Villen der Perlenkette gab die Entwicklungs-Compagnie Heiligendamm (ECH) auch für das Haus Schwan eine Bestandsanalyse in Auftrag. Hieraus wird deutlich, dass gerade das Haus Schwan die Zeitläufe bis zu den Umbauten der 1970er Jahre nahezu unbeschadet überstanden hatte. „Erst zu diesem Zeitpunkt wurden die meisten der Dekorationselemente des 19. Jahrhunderts beseitigt und die Formen der Fensteröffnungen verändert“, heißt es in dem schriftlichen Gutachten. Der damalige Rückbau der ehemals rundbogigen Fenster, die Entfernung der Ziergiebel, der Balkonüberdachung und die Verschandelung der Gliederung des östlichen Austritts im Erdgeschoss, wo sich anstelle einer rundbogigen Tür und eines flankierenden Fensters heute nur noch ein einziges riesiges Fenster befindet, haben zur Verarmung der Fassade beigetragen. Vom einst „schönen Schwan“ ist heute nur noch ein „hässliches Entlein“ übrig geblieben.

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Zu DDR-Zeiten erfolgten grobe Umbauten, die das Antlitz der Villa Schwan erheblich veränderten. Foto: Archiv Rochow

Neben den vielfältigen Veränderungen der Gebäudestruktur sind auch die bautechnischen und bauphysikalischen Schäden bei der Villa Schwan gravierend. Die ECH will dies ändern, das Gebäude im Bestand sanieren und es wieder so erstrahlen lassen, wie es 1860 erbaut wurde. Der „schöne Schwan“ soll wieder die Weiße Stadt am Meer zieren.

Originalgetreue Sanierung

Die Sanierung erfolgt nach den historischen Vorgaben, die anhand von Fotos und Skizzen herausgearbeitet wurden. Sie macht aufwändige Detailarbeiten notwendig. So soll etwa die Wiederherstellung der reich geschmückten Fassade einhergehen mit einer Wiedererschließung des sogenannten Mezzaningeschosses (Stockwerk mit geringer Raumhöhe, an den kleineren Fenstern zu erkennen), in dem sich zur Erbauerzeit Schlafräume für das Personal befanden. Außerdem werden alle Fensterschmuckdetails wie Gesimse, Bossierungen, Schmuckkamine, Giebelzierrat und Geländer originalgetreu wieder hergestellt. Auch der Name „Schwan“ soll die Fassade wieder deutlich lesbar zieren. Insgesamt plant die ECH in der neuen Villa Schwan sechs geräumige Appartements mit seeseitigen Balkonen und Loggien sowie Raumhöhen von bis zu 3,40 Metern.

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