Warum Politik und Behörden die Entwicklung Heiligendamms blockieren

Bis zu 360 Arbeitsplätze, mehr als 220 Millionen Euro Investitionen, acht sanierte Gebäude: Warum die ECH von Anno August Jagdfeld Motor Heiligendamms ist. Und bleibt, wenn endlich die Blockaden aufhören. Eine Bilanz nach mehr als 15 Jahren.

Villa Perle in Heiligendamm

Bis zu 360 Arbeitsplätze, mehr als 220 Millionen Euro Investitionen, acht sanierte Gebäude: Warum die ECH von Anno August Jagdfeld Motor Heiligendamms ist. Und bleibt, wenn endlich die Blockaden aufhören. Eine Bilanz nach mehr als 15 Jahren.

Marien-Cottage Heiligendamm
Marien-Cottage und Haus Krone erstrahlen wieder in altem Glanz. Foto: Thomas Grundner

Als die Entwicklungs-Compagnie Heiligendamm (ECH) 1996 den Zuschlag für den Wiederaufbau Heiligendamms bekam, waren die Erwartungen groß. Gut 15 Jahre später steht fest: Die ECH hat Wort gehalten und Deutschlands erstem Seebad zu neuem Glanz verholfen. Ob öffentlicher Kurwald, Villa Perle, Haus Krone und Marien-Cottage, neuer Sportplatz, die Golfanlage in Wittenbeck, das Gut Vorder Bollhagen, die Erschließungsstraße, die den Ort vom Durchgangsverkehr befreit hat, und natürlich das Grand Hotel Heiligendamm – mit ganz überwiegend privaten Geldern ist es gelungen, das Seebad und sein Umfeld Stück für Stück wiederaufzubauen. Nach historischem Vorbild und von anerkannt hoher Qualität.

Golfcafé im Ostsee Golf Resort Wittenbeck
Ostsee Golf Resort Wittenbeck: Die ECH hat in der Region Investitionen von mehr als 220 Millionen Euro ausgelöst. Foto: Jenny Spill

Keimzelle und Motor dieser Entwicklung war und ist die ECH. Ihre Arbeit hat Investitionen von mehr als 220 Millionen Euro ausgelöst und für bis zu 360 Vollzeitarbeitsplätze gesorgt. Davon profitieren Stadt und Land, örtliche Betriebe vom Apotheker bis zum Zulieferer, schließlich jeder Bürger direkt oder indirekt.

Dennoch fragt sich mancher Tourist, der zum ersten Mal in Heiligendamm ist, warum noch nicht alles wiederaufgebaut und saniert ist. Die Frage ist berechtigt, sind doch seit 1996 einige Jahre vergangen. Hier sind die Antworten:

Erst die großen Gebäude

Kurwald der ECH in Heiligendamm
Die ECH hat den öffentlichen Kurwald in Heiligendamm wieder hergerichtet. Foto: Kirsten Brasche-Salinger

Der Staat als Verkäufer formulierte in seiner weltweiten Ausschreibung für den Wiederaufbau Heiligendamms eine zentrale Bedingung: Es muss eine einheitliche Entwicklung zu einem anspruchsvollen Seebad geben; die großen historischen Gebäude Heiligendamms müssen zuerst saniert werden. Erst danach durften die weiteren Häuser, namentlich die der Perlenkette, in Angriff genommen werden. Die ECH war der einzige Bieter, der die Kriterien erfüllte; als Teil der Jagdfeld Gruppe verfügte sie zudem über die entsprechende Erfahrung bei anspruchsvollen Großprojekten. Die Unternehmensgruppe baute etwa das Hotel Adlon wieder auf, das längst zur ersten Adresse Berlins geworden ist. Die ECH erhielt 1996 den Zuschlag für Heiligendamm, 2000 rollten bereits die Bagger, und schon 2003 wurde das Grand Hotel Heiligendamm eröffnet. Erst jetzt durfte sich die ECH an die Sanierung der weiteren Gebäude machen.

Mitsprache der Bürger kostet Zeit

Hofladen Gut Vorder Bollhagen
Das Gut Vorder Bollhagen betreibt erfolgreich ökologische Landwirtschaft und vermarketet die Erzeugnisse im eigenen Hofladen. Foto: Kirsten Brasche-Salinger

Inzwischen wuchs der Wunsch der Doberaner Bürger, die Entwicklung mitzugestalten. Ein Architektenkolloquium wurde ins Leben gerufen, unabhängige Experten hinzugezogen, in öffentlichen Versammlungen kontrovers diskutiert. Die ECH musste ihre Planungen unterbrechen. Die Ergebnisse des Kolloquiums bestätigen die bisherigen Planungen und ergänzen sie. Erst im Juni 2004 erlangen sie Rechtskraft.

Abschreckende Auflagen

Diese Ergebnisse gingen indes am Markt vorbei. Sie sahen u.a. vor, dass Käufer der Wohnungen in der Perlenkette dort nur zeitlich begrenzt wohnen dürfen. Das macht aber niemand, der Wohneigentum erwirbt. Erst im Dezember 2005 wurden diese von Stadt und Stadtvertretung gewollten Auflagen wieder abgeschafft – aber nur in einem Vertrag zwischen Stadt und ECH.

Lange politische Diskussionen

Zukunft Heiligendamm Engagement ECH Wiederaufbau
Das Seebad und sein Umfeld Stück für Stück wiederaufzubauen, geschah überwiegend mit privaten Geldern. Sie gaben den Anstoß für den Bau der Erschließungsstraße, die den Ort vom Durchgangsverkehr befreit hat. Foto: Kirsten Brasche-Salinger

Dieser Vertrag allein versetzte die ECH aber nicht in die Lage, bauen zu dürfen. Er musste zunächst in einen Bebauungsplan (B-Plan) umgesetzt werden.  Neue Erkenntnisse wie der Bau einer Tiefgarage, damit die Autos der Käufer nicht das Bild stören, aber auch lange politische Diskussionen führten dazu, dass dieser B-Plan erst im Dezember 2009 geändert wurde und im März 2010 Rechtskraft erhielt. In diesen mehr als vier Jahren konnte die ECH die Perlenkette also nicht sanieren, weil ihr das erforderliche Baurecht fehlte.

Sofortiger Start

Villa Perle in Heiligendamm
Villa Perle: Der Wiederaufbau ist bald abgeschlossen. Foto: Kirsten Brasche-Salinger

Keine vier Monate nach Rechtskraft des B-Plans im März 2010, also im Juli, begann die ECH mit dem Wiederaufbau der „Villa Perle“. Im Herbst 2011 wurde Richtfest gefeiert, in diesen Tagen werden die letzten Arbeiten an der Fassade durchgeführt (wir werden berichten). Auch das Marien-Cottage wurde grundsaniert, Haus Krone vom neuen Eigentümer gar bezogen. Angesichts der baulichen Herausforderungen eine sehr kurze Zeit. Weitere Häuser der Perlenkette sind in der Planung.

Sieben Jahre vergingen zwischen Kauf und Eröffnung des Grand Hotels. Sieben Jahre hat es auch gedauert, bis die ECH mit dem Wiederaufbau der Perlenkette beginnen konnte. Gemessen an den 70 Jahren, die die Herzöge brauchten, um Heiligendamm zu errichten, ist das eine sehr respektable Zeit. Die ECH hätte dennoch natürlich viel früher beginnen wollen. Es ist ihr höchstes, weil ureigenes Interesse, so schnell als möglich alle Gebäude der Perlenkette in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.

Neue Stoppschilder

Doch auch 2012 sind der ECH leider neue Steine in den Weg gelegt worden: Erst blockierte eine Gruppe um Stadtvertreter Guido Lex (Bürgerbund) ein Dreivierteljahr lang einen zwingend erforderlichen Beschluss, damit die ECH weitermachen darf. Er wurde erst Ende März gefasst. Nur ein halbes Jahr später, im September, hoben die Behörden das nächste Stoppschild: Der Landkreis versagte der ECH die Baugenehmigungen für die weiteren

Wiederaufbau in Heiligendamm durch die ECH
Die ECH von Anno August Jagdfeld hat das Grand Hotel Heiligendamm wieder aufgebaut. Foto: Thomas Bolte

Häuser der Perlenkette auf rechtlich unhaltbarer Grundlage – sogar noch unterstützt vom Doberaner Bürgermeister Thorsten Semrau (siehe Behörden stoppen Sanierung der Perlenkette). Seither ist die ECH abermals daran gehindert, die Häuser zu sanieren. Die Planungen für die weiteren Gebäude mussten gestoppt werden.

Fazit: Trotz aller Hürden hat die ECH in all den Jahren viel in und für Heiligendamm erreicht. Wo sie aber von Politik und Behörden am Weitermachen gehindert wird, ist auch sie machtlos. Es ist absurd: Eine kleine Gruppe um den Doberaner Stadtvertreter Lex moniert stets den Zustand der Perlenkette und tut doch alles, damit die ECH sie nicht sanieren kann.

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3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Heiligendamm-Fan
    14. Dezember 2012 16:51

    Wann wachen die Politiker endlich auf? Lassen Sie die ECH weitermachen!

    Antworten
  • Der Artikel vom 14.12.2012 dokumentiert noch einmal in ein-
    drucksvoller Weise die Leistungen der ECH und von Herrn Jagdfeld beim Aufbau und Betrieb des Grand Hotel Heiligendamm. Deren Engagement ging zudem über den Wiederaufbau des Grand Hotels weit hinaus, wie diverse Projekte in und um Heiligen- damm belegen, und haben somit den Ort Heiligendamm attraktiver gemacht. Zu Recht können die Bewohner von Heiligendamm und Doberan sowie von ganz Mecklenburg-Vorpommern auf eines der schönsten Ferienhotels in Deutschland stolz sein. Auch die wirtschaftliche Seite ist nicht unerheblich: Das Grand Hotel sorgt für mehr als 300 Arbeitsplätze, zahlreiche Zulieferer profitieren vom Hotel und diverse Steuern und Abgaben kommen dem Doberaner Stadtbudget zugute.
    Völlig unverständlich sind dagegen die Aktionen von Teilen der Doberaner Stadtvertreter und Verwaltung, die alles daransetzen,
    den Erfolg des Hotels zu torpedieren. Mit der bewährten Mischung aus Halb- und Unwahrheiten, Verdrehungen und popu-
    listischen Argumenten versuchen z.B. Bürgerbund und Konsorten positive Weiterentwicklungen der ECH zu behindern. Nur ein Beispiel: da werden der ECH Verzögerungen beim Wiederaubau der Perlenkette vorgeworfen, während die gleichen Leute mit allen möglichen Verfahrenstricks nichts unversucht lassen, den
    Wiederaufbau zu verhindern.
    Die Eskapaden der Doberaner Stadtvertreter und Verwaltung (oder zumindest Teilen davon) sprechen sich natürlich im Rest der Republik rum; die Doberaner Borniertheit ruft dabei nur noch Kopfschütteln und Verständnislosigkeit hervor.
    Vor sehr langer Zeit wurde der Satz geprägt: „Mit dem Tourismus kam der Fortschritt“. Wollen Doberaner Politiker und Verwaltung keinen Fortschritt?

    Antworten
  • Habe eben in der Ostsee Zeitung gelesen, dass einige Stadtvertreter jetzt anscheinend völlig durchdrehen und in der aktuellen, mehr als prekären Lage einen öffentlichen Weg über das Hotelgelände fordern. Ja wer soll denn dann das Hotel noch kaufen? Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll, wenn ich lese was die Hobbypolitiker da verzapfen.

    Ein interessanter Beitrag dazu ist in einem anderen Blog zu lesen:

    http://zeit-am-meer.de/erpressung-oder-geschickte-taktik-nutzt-das-rathaus-die-orangerie-als-druckmittel-um-stichweg-co-durchzusetzen/

    Antworten

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