Immer wieder stellen wir fest, dass oft selbst bei denjenigen, die sich seit längerem mit Heiligendamm beschäftigen, Spekulationen Fakten ersetzen. Wenn aber schon vermeintliche Heiligendamm-Kenner nicht immer richtig informiert sind, dann tappen erst recht diejenigen im Dunkeln, die sich nicht alltäglich mit der Entwicklung des ersten deutschen Seebades befassen. Zukunft Heiligendamm trägt daher hier noch einmal in die wichtigsten aktuellen Fragen und Antworten rund um Heiligendamm zusammen.
16 Fragen und Antworten zu Heiligendamm

Immer wieder stellen wir fest, dass oft selbst bei denjenigen, die sich seit längerem mit Heiligendamm beschäftigen, Spekulationen Fakten ersetzen. Wenn aber schon vermeintliche Heiligendamm-Kenner nicht immer richtig informiert sind, dann tappen erst recht diejenigen im Dunkeln, die sich nicht alltäglich mit der Entwicklung des ersten deutschen Seebades befassen. Zukunft Heiligendamm trägt daher hier noch einmal die wichtigsten aktuellen Fragen und Antworten rund um Heiligendamm zusammen (Stand: Mai 2013).
1. Warum sind die historischen Logierhäuser am Heiligendammer Strand, die sogenannte Perlenkette, noch nicht saniert?
Nachdem Bund und Land mit dem Verkauf der historischen Gebäude des ersten deutschen Seebades mehrfach gescheitert war, erhielt die Entwicklungs-Compagnie Heiligendamm (ECH) von Anno August Jagdfeld 1996 den Zuschlag. Denn die ECH erfüllte als einziger Bieter die zentrale Bedingung der weltweiten Ausschreibung für den Wiederaufbau Heiligendamms: Es muss eine einheitliche Entwicklung zu einem anspruchsvollen Seebad geben; die großen Gebäude müssen zuerst saniert werden. Erst danach durften die weiteren Häuser, namentlich die der Perlenkette, in Angriff genommen werden.
Im Jahr 2000 rollten bereits die Bagger, drei Jahre später konnte die ECH die detailgetreue Sanierung der großen Gebäude erfolgreich abschließen: Das Grand Hotel Heiligendamm wurde eröffnet. Erst jetzt durfte sich die ECH an die Sanierung der weiteren Gebäude machen.
2. Aber von 2003 bis jetzt sind zehn Jahre vergangen. Warum konnte die „Perlenkette“ seither nicht saniert werden?
Weil nach der Eröffnung des Grand Hotels der Wunsch der Doberaner Bürgerinnen und Bürger wuchs, die weitere Entwicklung Heiligendamms mitzugestalten. Obwohl alle Grundzüge und viele Details mit Stadt und Stadtvertreterversammlung (SVV) geklärt und in einem mehrfach überarbeiteten Grundlagenvertrag vereinbart waren, hat sich die ECH diesem Wunsch geöffnet, erneut alles auf den Prüfstand zu stellen: Ein Architektenkolloquium wurde einberufen, unabhängige Experten hinzugezogen, in öffentlichen Versammlungen mit den Bürgerinnen und Bürgern diskutiert. In dieser Zeit musste die ECH ihre Planungen folgerichtig unterbrechen. Die Ergebnisse des Kolloquiums lagen erst im Juni 2004 vor und schlugen sich in dem für diesen Bereich relevanten Bebauungsplan Nr. 25 nieder, der erst am 09.06.2006 Rechtskraft erlangte – drei Jahre nach Eröffnung des Grand Hotels.
3. Sind denn auch sieben Jahre nicht genug Zeit für die Sanierung?
Prinzipiell ja, doch die Ergebnisse des Architektenkolloquiums, so wie sie in o.g. Bebauungsplan festgeschrieben wurden, gingen am Markt vorbei. Sie sahen u.a. vor, dass Käufer der Wohnungen in der „Perlenkette“ dort nur zeitlich begrenzt wohnen dürfen. Das macht niemand, der Wohneigentum erwirbt. Wer eine Wohnung oder ein Haus kauft, möchte es uneingeschränkt nutzen dürfen. Erst im Dezember 2005 wurden diese von Stadt und Stadtparlament gewollten Auflagen wieder abgeschafft – aber nur in einem Vertrag zwischen Stadt und ECH.
4. Warum konnte die ECH dann nicht wenigstens schon 2006 loslegen?
Weil dieser Vertrag allein keine ausreichende Rechtsgrundlage ist. Er musste zudem in besagtem Bebauungsplan umgesetzt werden.
Neue Erkenntnisse wie der Bau einer Tiefgarage auf dem Rasen vor den Häusern der „Perlenkette“, damit die Autos der Wohnungskäufer nicht das Bild stören, aber auch lange politische Diskussionen in der Doberaner Stadtvertretung führten dazu, dass dieser Bebauungsplan erst im Dezember 2009 geändert wurde und im März 2010 Rechtskraft erhielt. In diesen insgesamt fast sieben Jahren konnte die ECH also leider nicht mit der Sanierung der Perlenkette beginnen.
5. Was geschah, seitdem die ECH nun endlich im März 2010 bauen durfte?
Die ECH hatte versprochen, innerhalb von sechs Monaten nach Rechtskraft des Bebauungsplans zu beginnen. Sie hielt Wort und startete bereits knapp vier Monate später, im Juli 2010, mit dem originalgetreuen Wiederaufbau der „Villa Perle – Großfürstin Marie“ – im Volksmund kurz „Villa Perle“ (siehe „Film dokumentiert den Wiederaufbau der Villa Perle“ und „Wiederaufbau der Villa Perle: Teil 2 der Filmdokumentation“).

Sie ist das westlichste Logierhaus, direkt an das Grand Hotel angrenzend. Die ECH hat mit der „Villa Perle“ begonnen, da die „Perlenkette“ von Westen nach Osten wiederaufgebaut bzw. saniert werden soll.
Im Herbst 2011 wurde das Richtfest gefeiert, und Ende 2012 konnte der erste Käufer seine Wohnung beziehen. Aufgrund des langen und harten Winters konnten letzte Detail- und Fassadenarbeiten erst im Frühjahr 2013 beginnen, ebenso wie Anlage und Gestaltung des umliegenden Grüns (weitere Artikel dazu finden Sie unter der Rubrik „Projekte“). Doch dass die „Villa Perle – Großfürstin Marie“ praktisch fertig ist und schöner denn je aussieht, kann auch der Laie erkennen.
6. Wurden noch weitere Häuser saniert?

Ja, die beiden Gebäude „Haus Krone“ und „Marien Cottage“ sind inzwischen grundlegend und aufwändig saniert; „Haus Krone“ wurde von seinem neuen Eigentümer bereits 2011 bezogen. Die beiden Häuser werden oft erst auf den zweiten Blick bemerkt, liegen sie doch etwas versteckt westlich der „Burg Hohenzollern“, das im Tudor-Stil erbaute Gebäude des Grand Hotels mit seinen verspielten Türmchen (siehe „Die Geschichte Heiligendamms – Teil 5: Die Burg Hohenzollern“). Von der Promenade und vor allem von der Kühlungsborner Straße sind aber auch sie gut erkennbar. Dabei entstanden „Haus Krone“ und „Marien Cottage“ um 1840 und sind damit sogar älter als die Häuser der „Perlenkette“.
7. Die „Villa Perle“ ist nun wiederaufgebaut. Warum geht es mit der Sanierung der weiteren Häuser nicht weiter?
Weil Stadtpolitik und Behörden der ECH abermals Steine in den Weg gelegt haben. Erste Hürde: Die Stadt Bad Doberan verweigerte einer rein formalen Umstrukturierung innerhalb der zur Jagdfeld Gruppe gehörenden ECH ihre Zustimmung, obwohl sich damit inhaltlich und rechtlich nichts verändert hat. Im Mai 2011 wollte die ECH diese Umstrukturierung vollziehen, aber erst im März 2012 und nach endlosen unnötigen Debatten in der Stadtvertreterversammlung gab Bad Doberan grünes Licht dafür, obwohl die Rechtslage völlig klar war.
In diesem knappen Jahr war die ECH erneut rechtlich daran gehindert, mit der weiteren Sanierung zu beginnen, weil sie aufgrund der schwebenden juristischen Situation keine einzige Wohnung verkaufen konnte. Die bereits begonnenen planerischen Vorarbeiten für die beiden Nachbarhäuser der „Villa Perle“ mussten deshalb auf Eis gelegt werden.
8. Und was war die zweite Hürde?

Nur wenige Monate später, nachdem die Stadt Bad Doberan grünes Licht gegeben hat, schaltete nunmehr der Landkreis Rostock auf Rot. Maßgeblich unterstützt von der Stadt und ihrem Bürgermeister Thorsten Semrau, verweigerte der Landkreis im September 2012 die Verlängerung der Baugenehmigungen für die Villen der „Perlenkette“, die eigentlich nur Formsache ist (siehe „Behörden stoppen Sanierung der Perlenkette“). Den sofortigen Widerspruch der ECH ließ die Behörde sogar schlicht liegen und tat gar nichts, so dass die ECH im Mai 2013 vor Gericht ziehen musste (siehe „ECH legt Untätigkeitsklage gegen den Landkreis Rostock ein“).
Folge: Solange die Behörde die Verlängerungen der Baugenehmigungen verweigert, muss die Sanierung der restlichen Villen der „Perlenkette“ leider weiter auf sich warten lassen.
9. Was hat es mit dem vielzitierten „Stichweg“ auf sich?
Damit ist die kürzeste Fußgängerverbindung zwischen Bahnhof und Seebrückenvorplatz gemeint. Diesen Weg zu bauen, ist das Hauptziel der Vertreter der Wählergemeinschaft „Bürgerbund“, deren Fraktion lediglich zwei von 25 Abgeordneten im Doberaner Stadtvertreterversammlung stellt. Würde er gebaut, wäre die ohnehin schwierige weitere Entwicklung Heiligendamms existenziell gefährdet.
Das gilt vor allem für das weiter in der Insolvenz befindliche Grand Hotel Heiligendamm. Denn einen vergleichbaren Weg hat es bereits gegeben. Zusammen mit den anfangs komplett geöffneten Wegen im Grand Hotel hat dies dazu geführt, dass in der Spitze mehrere tausend Tagestouristen das Hotelareal bevölkerten, was die zahlenden Hotelgäste nachhaltig abschreckte – ein zentraler Grund, warum das Grand Hotel wirtschaftlich nicht erfolgreich sein konnte und im Februar 2012 Insolvenz anmelden musste.
10. Warum genau würde ein „Stichweg“ die Entwicklung Heiligendamms existenziell gefährden?
Weil er die Massen an Tagestouristen genau dorthin lenken würde, wo Hotelgäste und Wohnungsnutzer in Ruhe ihren Urlaub verbringen wollen. Denn der „Stichweg“ würde direkt über die Liegewiese des Grand Hotels, entlang der Hotelterrasse zur Seeseite sowie an den Wohnungen der „Villa Perle“ und den Kolonnaden vorbeiführen. Hotelgäste und Wohnungsnutzer wären dann wie auf einem Präsentierteller, was angesichts der Massen an Tagestouristen niemand akzeptieren würde. Ohne zahlende Gäste lässt sich aber kein Hotel, erst recht kein Grand Hotel, betreiben. Und ohne Käufer für die Wohnungen in den Häusern der „Perlenkette“ können diese nicht saniert und erhalten werden. Die regulär rund 300 Arbeitsplätze im Grand Hotel sowie erhebliche Steuer- und Wirtschaftskraft gingen Bad Doberan, der Region und dem Land verloren. Heiligendamm wäre die längste Zeit „Leuchtturm des Tourismus“ in Mecklenburg-Vorpommern gewesen.
11. Ist das nicht etwas zu dick aufgetragen?
Leider nein. Das belegen die Einschätzungen aller namhaften Hotelexperten und vor allem die leidvollen jahrelangen Erfahrungen mit offenen Wegen in Heiligendamm eindrucksvoll. Europas renommiertester Luxushotelbetreiber Kempinski, der das Grand Hotel Heiligendamm fast sechs Jahre lang bewirtschaftet hat, stellte im Frühjahr 2013 nochmals klar fest:
„Die fehlende Abgeschlossenheit der Anlage verhinderte, dass die Hotelgäste einen ungestörten Aufenthalt genießen konnten. Vielmehr wurde unsere Klientel von den Massen an Tagestouristen, die das Areal gerade in der Startphase bevölkerten, gestört. Dies führte zu Umständen, die sich mit dem erfolgreichen Betrieb eines Luxus-Hotels nicht vereinbaren lassen.
Negative Schlagzeilen bundesweit waren die Folge. so dass die erforderliche Gästeklientel mehr und mehr ausblieb. Land und Stadt befürworteten 2006 konsequenterweise die spätere Schließung der Hotelanlage, aber das Image war da bereits nachhaltig beschädigt.“
12. Wie groß ist der Umweg vom Bahnhof zum Seebrückenvorplatz ohne „Stichweg“?
Nur wenige hundert Meter – und nur deutlich weniger etwa als im benachbarten Kühlungsborn. Sie führen durch den von der ECH neu angelegten und reizvoll gestalteten Kurwald, der für Jedermann zugänglich ist. Der mit der Bahn anreisende Tagesgast gelangt auf diesem Weg zum östlichen Rand der „Perlenkette“ („Haus Bischofsstab“) und von dort aus entlang der öffentlichen Promenade weiter zum Seebrückenvorplatz mit dem berühmten Blick auf das Kurhaus.
Zum „Haus Bischofsstab“ gehen die allermeisten Tagesbesucher ohnehin, bildet es doch den östlichen Abschluss des einmaligen Heiligendammer Ensembles. Dieses in Ruhe zu betrachten, zu fotografieren und längs der Ostsee abzuschreiten, ist ja gerade der Grund, warum so viele Tagestouristen einen Abstecher in Deutschlands erstes Seebad machen. Sie kommen nach Heiligendamm, um sich die insgesamt wenigen hundert Meter in der einzigartigen Natur an der gesunden Meeresluft zu bewegen und nicht, um so schnell als möglich weiterzureisen.
13. Wäre ein „Stichweg“ für die Doberaner Bürgerinnen und Bürger von großem Vorteil?
Nein, denn die meisten Doberanerinnen und Doberaner sowie Ortskundigen fahren zum Baden traditionell zu anderen Strandabschnitten. Wenn sie zur Heiligendammer Seepromenade wollen, dann reisen sie in der Regel nicht mit dem Zug, sondern mit Auto oder Rad an und nehmen andere Strandzugänge. Die Stadt hat deshalb dort ja auch ihre öffentlichen Parkplätze eingerichtet. Der „Stichweg“ wäre für die meisten von ihnen daher sogar ein Umweg.
14. Gibt es nicht noch doch noch einen Weg, um auf direktem Weg vom Bahnhof zur Seebrücke zu gelangen?
Ja, den gibt es schon immer – über das Gelände des Grand Hotels, wer dort etwa eine Rast zu Kaffee und Kuchen auf der Kurhaus-Terrasse macht. Dieser Weg ist sogar noch kürzer als der von einigen wenigen Doberaner Politikern geforderte „Stichweg“.
15. Würde ein „Stichweg“ denn nicht den Patienten der benachbarten Median Klinik nutzen?
Nein, denn sie können schon längst auf noch kürzerem Weg – direkt über das Gelände des Grand Hotels – zum Strand gelangen. Eine entsprechende Regelung haben Median Klinik, Grand Hotel und ECH bereits Ende 2006 getroffen.
16. Was hat es mit dem „Küstenwanderweg“ auf sich?
Der Bürgerbund fordert seit jeher einen Weg vom Seebrückenvorplatz über das Gelände des Grand Hotels vorbei am „Alexandrinen Cottage“ weiter Richtung Hochbuchenwald. Die Verletzung der Eigentumsrechte von ECH und Grand Hotel, über deren Grundstücke dieser Weg verlaufen würde, nimmt die Wählergemeinschaft dabei gezielt in Kauf.
Dabei ist der Bürgerbund bereits vor Jahren mit einer entsprechenden Klage vor Gericht gescheitert: Einen solchen öffentlichen Weg hat es entgegen aller Behauptungen eben auch zu DDR-Zeiten nie gegeben (siehe „Bürgerbund will Jagdfeld kalt enteignen“).