„Diese Detailversessenheit ist ganz großes Kino“

Diplom-Ingenieur Andreas Krüger aus Klein Kussewitz hat im Auftrag der Entwicklungs-Compagnie Heiligendamm (ECH) als Bauleiter und Sachverständiger die Eisengussarbeiten für die Villa Großfürstin Marie – Perle geplant. Der aufwändige Wiederaufbau der historischen Villa fasziniert ihn.

Diplom-Ingenieur Andreas Krüger aus Klein Kussewitz hat im Auftrag der Entwicklungs-Compagnie Heiligendamm (ECH) als Bauleiter und Sachverständiger die Eisengussarbeiten für die Villa Großfürstin Marie – Perle geplant. Der aufwändige Wiederaufbau der historischen Villa fasziniert ihn. 

Herr Krüger, Sie arbeiten bereits seit 2006 als beratender Sachverständiger für die ECH. Mit welchen Aufgaben wurden Sie bislang betraut?

Ich habe die Holzschutzuntersuchungen für die Villa Krone, die Villa Greif und das Marien Cottage gemacht. Außerdem habe ich die Bauleitung bei der SPA-Erweiterung im Grand Hotel übernommen. Die Entwicklungs-Compagnie Heiligendamm (ECH) fragt mich offensichtlich gern an, wenn es um bauliche Fachfragen geht. Deshalb habe ich mich auch gefreut, als die ECH mich wegen der Gusseisenteile für die Villa Perle um meine Mitarbeit gebeten hat.

Wie sind Sie vorgegangen, um die Gusseisenteile für die Fassade der Villa Perle zu rekonstruieren?

Zunächst habe ich auf dem Papier gearbeitet. Ein Foto von der alten Villa Perle war dabei die einzige Vorlage, jede verschwommene Verdickung auf dem Bild habe ich interpretiert – als Kapitell, Bekrönung oder Querschnittsänderung. Die Grundform der Konsolen und der Blenden waren verhältnismäßig gut erkennbar. Bei der Blende waren das Sonnenrad und die Spiegelachsen gut ablesbar, den Rest habe ich mit freier Hand entworfen. Beim Blattwerk habe ich mich für eine einfache Weinblattform entschieden und diese über alle Elemente durchgehalten. Die unterschiedlichen Dicken der Säulenabschnitte, die Querschnittsäderung und alle sonstigen Proportionen habe ich dem Foto entnommen und in die aktuellen Zeichnungen übertragen.

Andreas Krüger ist stolz, am Wiederaufbau der Villa Perle beteiligt zu sein. Foto: privat

Gab es keine ähnlichen und erhaltenen Elemente mehr aus der Zeit, die als Vorbild hätten dienen können?

Leider nicht. Wir hatten in der Landesbibliothek nach alten Bestellkatalogen für Gussstützen, beim Landesamt für Denkmalpflege nach Archivunterlagen und an den Großherzoglichen Bauten nach erhaltenen Elementen gesucht. Leider weitgehend ohne Erfolg. Wir haben dann die Entwürfe als dreidimensionales CAD-Modell am Computer entwickelt, um daraus auch das Modell im Maßstab 1:1 anfertigen lassen zu können. Das Modell wiederum ist Basis für den Guss.

Was ist das Besondere an so einem Auftrag?

Wenn ich mich im Detail mit alten Bauwerken oder wie hier Bauteilen befasse, kommt irgendwann der Punkt, an dem man sich der Gedankenwelt des damaligen Architekten nahe fühlt. Das passiert, wenn man ein Aufmaß auf‘s Papier überträgt und merkt: Hier, das ist das Achssystem, da wurde der „goldene Schnitt“ angewandt, hier sind Mauermaße eingehalten worden oder ähnliche Grundsätze des Handwerks und der Proportionslehre. Bei der Villa Perle war es auch so. Ich habe übrigens selten erlebt, dass Gebäude mit einer derartigen Detailversessenheit wiederentstehen. Das ist ganz großes Kino. Da bin ich auch etwas stolz, dazu beitragen zu dürfen.

 

Lesen Sie zum Thema auch unseren Artikel „Eisengussarbeiten für die Villa Perle“, der die aufwändigen Arbeiten für die gusseisernen Fassadenelemente beschreibt. 

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