Eisengussarbeiten für die Villa Perle

Es sind die vielen akkuraten Detailarbeiten nach historischem Vorbild, die den Wiederaufbau der Villa Großfürstin Marie – Perle so aufwändig gemacht haben. Auch beim Endspurt kamen noch einmal hochspezialisierte Unternehmen zum Einsatz – etwa für die liebevoll rekonstruierten Eisengussteile der Fassade.

Es sind die vielen akkuraten Detailarbeiten nach historischem Vorbild, die den Wiederaufbau der Villa Großfürstin Marie – Perle so aufwändig gemacht haben. Auch beim Endspurt kamen noch einmal hochspezialisierte Unternehmen zum Einsatz – etwa für die liebevoll rekonstruierten Eisengussteile der Fassade.

Die Wiederherstellung der Villa Großfürstin Marie – Perle erfordert an mehreren Stellen der Fassade den Einsatz von Bauteilen aus Eisenguss. Die Geländer, die Außenstützen sowie die Zierelemente an den Fassaden waren bei dem ursprünglichen Gebäude aus Grauguss oder Eisenguss geformt. Ziel der Entwicklungs-Compagnie Heiligendamm (ECH) ist es, diese Elemente originalgetreu entsprechend den historischen Formen an Originalstelle wieder zu montieren.

Im ersten Schritt hat die ECH versucht, aus vorliegendem historischem Bildmaterial sowie Studien im Landesamt und in der Staatsbibliothek die historischen Ornamente und Formen zu rekonstruieren. Die entwurfliche Arbeit erfolgte in enger Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Krüger aus Klein Kussewitz (siehe Interview). Dabei war es erforderlich, auf die CAD-Technologie (Computer Aided Design) zurückzugreifen, die es ermöglicht, alle Zierelemente und Körper dreidimensional aufzuzeigen und für die spätere Weiterverarbeitung die Daten einer Maschine zur Verfügung zu stellen. Die 3D-Simulation wurde dabei exakt den vorgegebenen Maßen der Fassade angepasst. Diese Zeichnungsdateien sind dann die Vorgabe für den Modellbauer, der aus den vorliegenden Daten Positivmodelle erstellt, die dann als Basis für das Gussverfahren dienen.

Der Modellbauer übernimmt die Dateien und erarbeitet aus dem dreidimensionalen grafischen Modell Positivmodelle – vorwiegend aus Holz. Dabei können die Dateien an Maschinenfräsen übertragen werden, die entsprechend den Vorgaben ein dreidimensionales Modell aus Holzkörpern fräsen. Der Eisenguss erfolgt nach dem sogenannten Sandgussverfahren. Das Sandgussverfahren gehört zu den ältesten und heute noch bedeutendsten Verfahren im Gießereiwesen.

Zur Herstellung der Form wird gebundener Formsand in einem Formkasten verfestigt. Beim Sandguss werden meist geteilte Formen benutzt, die aus einem Ober- und einem Unterteil bestehen. Das fertige 1:1-Modell wird dann auf einer ebenen Arbeitsfläche platziert. Der Unterkasten wird über das Modell gestülpt, dann wird das Modell mit dem gesiebten Formsand bedeckt. Das Anhaften des Formsandes wird durch Einpudern des Modells verhindert. Die Konturen des Modells werden mit der Hand ausgefüllt und gleichzeitig wird der Formsand verdichtet. Nach dem Füllen des Unterkastens wird der Oberkasten (die obere Hälfte des Modells) in gleicher Form gefüllt. Dabei werden Gießröhren sowie ein sogenannter Steiger eingebracht.

Gussform: Der Eisenguss erfolgt nach dem sogenannten Sandgussverfahren. Foto: ECH

Der Gießsand ist ein Quarz- oder Zirkonsand mit chemischen Bindemitteln wie Ton, Öl und Kunstharzen. Nachdem der Formsand verfestigt ist, können der Ober- und der Unterkasten wieder getrennt werden, so dass das Modell und das Gießsystem entnommen werden können. Nachdem die Modellteile entfernt worden sind, werden die Formen gegebenenfalls noch ausgebessert und zusammengefügt. Dieses fertige Formelement wird nun in die Gießerei gegeben. Über die Gießkanäle wird dort das Gusseisen eingefüllt, bis die Form vollständig gefüllt ist. Nach vollständiger Abkühlung des Gusskörpers wird die Form gelöst, der Gusssand wird mechanisch von dem Gusskörper entfernt. Übrig bleibt das abgegossene Bauteil, welches dann in die Nachbearbeitung geht. Hier werden alle überschüssigen Grate sowie Luftkanäle entfernt. Die Nachbearbeitung und handwerkliche Oberflächenbearbeitung erfolgt je nach Anforderung mit verschiedenen Maschinen. Eisenguss ist nicht korrosionsbeständig. Das heißt, dass Eisenguss für die Verwendung im Außenbereich gegen Korrosion durch verschiedene Anstrichsysteme oder Verzinkung geschützt werden muss.

Die auf diese Weise produzierten Elemente für die Villa Großfürstin Marie – Perle werden vor Ort zu dem geplanten Gefüge zusammengesetzt. Die Säulen erhalten dabei zur höheren Stabilität und zur Aufnahme von Lasten aus den Geländern zusätzlich eine Stahlsehne.

 

Lesen Sie zu diesem Thema auch unser Interview mit Diplom-Ingenieur Andreas Krüger aus Klein Kussewitz, der als Bauleiter und Sachverständiger die Eisengussarbeiten für die Villa Großfürstin Marie – Perle geplant hat. 

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1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort

  • Es ist toll, wie liebevoll die Details der Fassadenarbeit rekonstruiert werden. Außerdem ein Lob für die interessanten Erklärungen zur Gussarbeit und die Fotos!

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