Harald Uhl kennt Heiligendamm von frühester Kindheit an. Er hat das „alte Heiligendamm“ in den 1920er und 30er Jahren erlebt. Für Zukunft Heiligendamm schildert der in Hamburg lebende 90-Jährige, der weiterhin Stammgast des Grand Hotels ist, einige seiner Erinnerungen. Im ersten Teil seiner Serie berichtet Uhl über Erlebnisse aus dem Sommer 1924.
Meine Erinnerungen an Heiligendamm – Teil 1: Aufregung im Sommer 1924

Harald Uhl kennt Heiligendamm von frühester Kindheit an. Er hat das „alte Heiligendamm“ in den 1920er und 30er Jahren erlebt. Für Zukunft Heiligendamm schildert der in Hamburg lebende 90-Jährige, der weiterhin Stammgast des Grand Hotels ist, einige seiner Erinnerungen. Im ersten Teil seiner Serie berichtet Uhl über Erlebnisse aus dem Sommer 1924.
In meiner Erinnerung waren alle Sommerferien, die ich mit der Familie in Heiligendamm verbracht habe, wunderschön. Allem Anschein nach auch das Wetter, denn die wenigen noch vorhandenen Fotos aus der Zeit sind Bade- und Strandaufnahmen. Vermutlich fotografierte man aber auch nur bei schönem Wetter. Viele Begebenheiten sind auch heute nach acht Jahrzehnten noch präsent in meiner Erinnerung.

Das erste aufregende Erlebnis weiß ich jedoch nur aus der Erzählung meiner Eltern, meine Mutter hat dies bis ins hohe Alter immer wieder zum Besten gegeben: Meine Eltern, Daisy und F.C. Uhl (genannt Shorty), traten beim Tennisturnier am frühen Nachmittag in der Mixed- Konkurrenz an. Sie beauftragten unser Kindermädchen Gretchen, mit meinem acht Jahre älteren Bruder Hans-Jürgen und mir – „Bübchen“ saß damals noch in der Kinderkarre – spazieren zu gehen. Die Sonne strahlte. Ein idealer Sommernachtmittag, um ihn auf der Uferpromenade zu verbringen.
Irgendwann begannen mein Bruder und Gretchen damit, Muscheln und Steine zu sammeln. Darüber vergaßen sie nicht nur die Zeit, sondern auch „Bübchen“ in der Kinderkarre, die oben am Promenadenende stand. Ich spielte wahrscheinlich derweil fröhlich mit meinem geliebten kleinen Teddy. Beladen mit Strandgut kehrten die Beiden nach geraumer Zeit zur Villa Perle zurück, um alles auf der Terrasse abzuladen. Dann fiel ihnen siedend heiß ein, dass sie Bübchen total vergessen hatten.

In panischer Hast rannten beide in Richtung Villa Bischofsstab und fanden Bübchen in der Karre fröhlich lachend unversehrt vor. Niemand hatte die dort allein stehende Karre ungewöhnlich gefunden. Es herrschte rundum eifriger Strandbetrieb, und so gehörte das Baby halt dazu. Es war eine friedliche Zeit ohne böse Gedanken an Kidnapping oder andere Gefahren. Nur meine Eltern waren zunächst sehr zornig, als Gretchen und mein Bruder das Geschehene berichteten. Strafe gab es nicht, denn alle waren doch heilfroh, dass es so gut ausgegangen war. Aber der Schreck saß den Beiden noch lange in den Gliedern.
Ein Interview mit Harald Uhl lesen Sie hier.
Meine Erinnerungen an Heiligendamm – Teil 2: Erster Preis im Burgenbauen
Meine Erinnerungen an Heiligendamm – Teil 3: Aufregende Tennisturniere
Meine Erinnerungen an Heiligendamm – Teil 4: Hitler und die Nazis stiften Unruhe
Meine Erinnerungen an Heiligendamm – Teil 5: Königlicher Besuch
Meine Erinnerungen an Heiligendamm – Teil 6: Siegerehrung bei der Großherzoglichen Familie