Meine Erinnerungen an Heiligendamm – Teil 3: Aufregende Tennisturniere

Harald Uhl kennt Heiligendamm von frühester Kindheit an. Er hat das „alte Heiligendamm“ in den 1920er und 30er Jahren erlebt. Für Zukunft Heiligendammschildert der in Hamburg lebende 90-Jährige, der weiterhin Stammgast des Grand Hotels ist, einige seiner Erinnerungen. Im dritten Teil seiner Serie berichtet er über die damaligen Tennisturniere in Heiligendamm, an denen oft die gesamte Familie Uhl teilnahm.

Harald Uhl kennt Heiligendamm von frühester Kindheit an. Er hat das „alte Heiligendamm“ in den 1920er und 30er Jahren erlebt. Für Zukunft Heiligendamm schildert der in Hamburg lebende 90-Jährige, der weiterhin Stammgast des Grand Hotels ist, einige seiner Erinnerungen. Im dritten Teil seiner Serie berichtet er über die damaligen Tennisturniere in Heiligendamm, an denen oft die gesamte Familie Uhl teilnahm. 

Die Sommerferien der Familie Uhl in Heiligendamm richteten sich alle Jahre nach dem Termin des dortigen Tennisturniers. Es war eines der bekannten alljährlich stattfindenden Ostseebäder-Turniere, die stets internationale Tennisgrößen in die Region lockten, so dass viele Spielerinnen und Spieler jedes Jahr zusammentrafen. In Heiligendamm nahmen viele Tennisfamilien mehrere Wochen Quartier.

Dort gab es immer ein ganz besonderes Ankunftsritual: Die bereits anwesenden Tennisfamilien versammelten sich in den Nachmittagsstunden auf der Kurhausterrasse, um die Anreise neuer Gäste und Turnierspieler zu erwarten. Im Bereich der heutigen großen Rasenfläche befand sich damals eine blumengeschmückte Rotunde mit breitem Kiesweg, die man beim Eintreffen mit dem Auto umrundete, um mit großem „Hallo“ freudig winkend begrü.t zu werden.

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Erfolgreich: Mutter Daisy beeindruckte als Gegnerin so manche internationale Ranglisten-Spielerin. Foto: Archiv Harald Uhl

Am Tag nach der Ankunft begann man mit dem Training, mein Vater meldete uns alle in den verschiedenen Turnier- Klassen an und studierte gleichzeitig intensiv die Meldelisten, um schon einmal die Siegeschancen zu kalkulieren. Meine Mutter war seinerzeit in der Damenklasse eine der bekannten und favorisierten Spielerinnen. Nachdem es ihr gelungen war, 1926 die Turniere Warnemünde und Heiligendamm zu gewinnen sowie mehrere Jahre Heiligendamm, war sie stets eine respektierte und gefürchtete Gegnerin aller damaligen Ranglisten-Spielerinnen nationaler und internationaler Klassen.

Ich selbst war in den frühen Kindheitsjahren noch von der Turnierteilnahme ausgeschlossen, durfte aber als 8-Jähriger schon als Balljunge das Turniergeschehen beobachten. Besondere Aufmerksamkeit widmete ich stets dem Tennisbaron Gottfried von Cramm, der mir als guter Freund meiner Eltern in Berlin viel Tennisunterricht gegeben hat. Für mich waren alle Spiele aufregend und spannend, außerdem erhielt ich als Balljunge 50 Pfennig pro Turnierspiel und eine Brause.

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Tennisbegeistert: Die gesamte Familie Uhl spielte leidenschaftlich gerne Tennis. Hier sind Harald Uhl und Vater Shorty zu sehen. Foto: Archiv Harald Uhl

In sehr lustiger Erinnerung ist mir ein Endspiel in der Herrenklasse: Graf Ludi Salm gegen meinen Patenonkel Friedrich Rahe, genannt „Fieten“. Es war ein sehr warmer, sonniger Sommertag, das Spiel sollte um drei Uhr nachmittags beginnen. Die großherzogliche Familie traf rechtzeitig auf dem Turniergelände ein und sollte zu den Ehrenplätzen geleitet werden. Das gestaltete sich jedoch äußerst langwierig, da der großherzogliche Dackel nicht dem Auftritt der Herrschaften folgte. Vielmehr hatte sich der putzmuntere Hund vorgenommen, den gesamten Tennisplatz zu erkunden.

Die beiden Endspielteilnehmer mussten das Einspielen unterbrechen und beobachteten zunächst amüsiert, allmählich jedoch ungeduldiger werdend den kreuz und quer herumwuselnden Dackel, der auf die energischen Rufe von Herrschaft und Dienerschaft überhaupt nicht reagierte. Die Zuschauer nahmen es gelassen und wurden besonders belustigt, als Graf Ludi Salm seinen Tennisschläger wie ein Gewehr in Anschlag brachte, um gleichzeitig lauthals zu verkünden: „Rabautz, da geht die Hofjagd los!“

Das aufbrausende Gelächter irritierte den Dackel, er stutzte und bequemte sich dann – eskortiert von einem Diener – direkt zu den Ehrenplätzen. Dort wurde er vorsichtshalber doch an die Leine gelegt. Das Endspiel konnte endlich beginnen…

Meine Erinnerungen an Heiligendamm – Teil 1: Aufregung im Sommer 1924

Meine Erinnerungen an Heiligendamm – Teil 2: Erster Preis im Burgenbauen

Meine Erinnerungen an Heiligendamm – Teil 4: Hitler und die Nazis stiften Unruhe

Meine Erinnerungen an Heiligendamm – Teil 5: Königlicher Besuch

Meine Erinnerungen an Heiligendamm – Teil 6: Siegerehrung bei der Großherzoglichen Familie

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