Die Entwicklungs-Compagnie Heiligendamm (ECH) restauriert die sogenannte Perlenkette in Heiligendamm. Im siebten Teil unserer Serie über die Logiervillen geht es um die Villa Anker. Wie auch die anderen Logiervillen der Perlenkette erlitt das Haus Anker viele bauliche Veränderungen in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Die ECH will die Villa streng nach historischen Vorgaben wieder originalgetreu restaurieren.
Der Wiederaufbau der Perlenkette in Heiligendamm – Teil 7: Die Villa Anker

Die Entwicklungs-Compagnie Heiligendamm (ECH) restauriert die sogenannte Perlenkette in Heiligendamm. Im siebten Teil unserer Serie über die Logiervillen geht es um die Villa Anker. Wie auch die anderen Logiervillen der Perlenkette erlitt das Haus Anker viele bauliche Veränderungen in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Die ECH will die Villa streng nach historischen Vorgaben wieder originalgetreu restaurieren.
Am östlichen Ende der Perlenkette liegt die Villa Anker. Das Haus wurde 1856 vom Großherzog Friedrich Franz II. in Auftrag gegeben und vom Architekten A. Rathsagg, der vermutlich aus Bad Doberan stammte, entworfen und im Laufe des Jahres 1857 gebaut. Auch dieses Gebäude sollte als Logierhaus für zahlende Gäste dienen. Die verhaltene, flache Gliederung der Fassade steht im spannungsvollen Kontrast zu den plastisch wirkenden vorgesetzten Balkonen und Veranden. Dadurch erhält das Haus eine ausgewogene Gliederung und Proportionalität.

Der asymmetrisch angeordnete und filigrane Verandenvorbau erinnert abermals, wie auch bei der Villa Hirsch, an Häuser der italienischen Spätrenaissance. An den dreigeschossigen Kopfbau mit Doppelwalmdach und annähernd quadratischem Grundriss schließt sich nach Osten ein niedrigerer, zweigeschossiger Bau mit flachem Satteldach an. Seinen drei durch Zwillingsfenster gebildeten Achsen stehen zwei Achsen des höheren westlichen Gebäudeteils gegenüber. Im ersten Stock haben die Fenster im Sinne einer Beletage eine waagerechte Bedachung. Als Eckbetonung sind auf zwei Geschossen Veranden vor die äußere Achse gesetzt. Das obere Geschoss ist mit zwei eindrucksvollen Rundbogenöffnungen bekrönt und von einem flachen Giebeldreieck abgeschlossen. Das architektonische Element eines vorstehenden Bauteils wird in der Mittelachse des zweigeschossigen Gebäudes wiederholt – im Erdgeschoss geschlossen, im Obergeschoss als Balkon mit Baldachin.
Durch eine im westlichen Giebel liegende Eingangsloggia konnte das Gebäude betreten werden. Teilweise noch heute gut erkennbar sind die filigran wirkenden gusseisernen Rundbogenelemente als konstruktiv tragende und zugleich schmückende Teile. Heute lassen sich diese gusseisernen Verzierungen nur noch als seitliche Fensterfronten der Veranda erkennen. In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts setzt sich auch in Deutschland, vorrangig in Preußen, verstärkt der Einsatz des Eisens in der Architektur durch. Vermutlich wurde für die Villa Anker eine Hamburger Eisengießerei beauftragt.
Eisen wurde damals keinesfalls als Ersatzwerkstoff verwendet, sondern in seiner schwarzen, matt glänzenden Oberfläche gezeigt, die durch das Eintauchen des heißen Metalls in Firniss entstand. Neben den Villen Hirsch und Anker finden sich in Mecklenburg weitere Beispiele für eine handwerkliche Meisterarbeit mit dem damals fortschrittlichen Baustoff – beispielsweise an der Orangerie des Schweriner Schlosses.

Eine originalgetreue Restaurierung der durch erhebliche Bauschäden beeinträchtigten Seefassade der Villa Anker ist bei dem vorhandenen Bestand trotz der vielen zu verzeichnenden Schäden und Fehlstellen wahrscheinlich größtenteils möglich. Wie auch die anderen Logiervillen erlitt das Haus Anker die meisten baulichen Veränderungen in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Damals wurde versucht, Einzelappartements für die Unterbringung von Mitarbeitern des Heiligendammer Sanatoriums zu schaffen. Die Veränderungen des Grundrisses führten leider auch zu Eingriffen in die Substanz der Fassaden, wenn auch nicht so schwerwiegend wie bei den benachbarten Gebäuden.
Nicht nur im Inneren unterlag die Villa Anker erheblichen Veränderungen. Auch äußerlich wurde das Logierhaus seines schmucken Zierrates beraubt. So fehlen beispielsweise die gusseisernen Balkone mit ihren Baldachinen im ersten Stock, die nördlichen und westlichen Eingangsloggien und die Fensterrahmungen mit Brüstungs- sowie Gurtgesimsen. Die Restaurierung der noch vorhandenen ebenso wie die Rekonstruktion der verlorenen Eisengussteile ist jedoch für die Gesamterscheinung der Logierhäuser unerlässlich. Aber auch, wenn die Erfahrungen aus den sorgfältigen Arbeiten an den Gebäuden des heutigen Grand Hotels annehmen lassen, dass weitere, bisher noch nicht detailliert untersuchte Bereiche des Hauses Anker geschädigt sind, wird dessen umhüllte Substanz grundsätzlich zu retten sein. Ist auch der Zustand der Decken und der Dachkonstruktion des Hauses in weiten Bereichen so desolat, dass eine vollständige Entkernung unvermeidbar sein wird, so werden die Außenwände, insbesondere die Nordfassade, grundsätzlich gerettet.
Die Erfüllung zeitgemäßer Schall- und Brandschutzanforderungen wird den Einbau neuer Stahlbetondecken notwendig machen. Auch das für heutige Verhältnisse unzureichende Fundament des Hauses Anker wird es notwendig machen, in Teilbereichen Rückbaumaßnahmen vorzunehmen. Die Planungen der ECH dienen dem Ziel und bieten die Gewähr dafür, dass die Logierhäuser wieder in ihrer ursprünglichen Schönheit erstrahlen. So wie bereits die Villa Perle.